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Studie: Medienhäuser reduzieren Beteiligungen deutlich

− Beteiligungsaktivität sinkt zum ersten Mal seit über zehn Jahren

− Klare Kurs-Korrektur bereits vor Corona-Krise
− Inkubatoren werden überdurchschnittlich stark zurückgefahren
− Finanzinvestitionen ohne Verbindung zum Kerngeschäft steigen dagegen verstärkt
− Corona-Krise erhöht Druck auf Anpassung der Geschäftsmodelle

Deutsche Medienunternehmen haben erstmals seit Beginn ihrer Diversifikationsoffensive vor mehr als 10 Jahren ihre Investitionen in Beteiligungsgesellschaften merklich reduziert und sich verstärkt auf ihre bestehenden Marken fokussiert. Insgesamt haben sich die Beteiligungs-Aktivitäten der Branche um 7% verringert. Besonders stark gingen dabei die Inkubator-Beteiligungen zurück (-19%), während reine Finanzinvestitionen – abseits vom Kerngeschäft – mit beachtlicher Geschwindigkeit gegen den Trend wuchsen (+24%). Das geht aus der heute veröffentlichten Studie „Konzentration bitte! – M&A und Digitalisierungstrends in der deutschen Medienindustrie“ der internationalen Strategieberatung EY-Parthenon hervor.
Die Beteiligungsverkäufe oder Einstellungen von Geschäftstätigkeiten betrafen vor allem werbefinanzierte Geschäftsmodelle und B2B/ B2C-Services und fanden sowohl im Inland als auch im Ausland statt. In den Bereichen Content, Plattformen und E-Commerce blieben die Unternehmen investiert. „Die Zeit der Experimente scheint vorbei, Medienhäuser fokussieren sich zunehmend und stärken ihre erfolgreichen Kern-Investments,“ erläutert Dr. Sebastian Priebe, Associate Director von EY-Parthenon anlässlich der Vorstellung der Studie. Insbesondere digital aktivere Medienhäuser wie Axel Springer, ProSiebenSat.1 und Ströer haben Beteiligungen abgebaut. Auch Gruner + Jahr hat den Vorjahreskurs fortgesetzt und sein Portfolio bereinigt, während Burda, entgegen dem allgemeinen Trend, seine Beteiligungen ausgeweitet hat.
Inkubator-Beteiligungen werden stark zurückgefahren
Die Zeiten, in denen Medienhäusern der abflachenden Dynamik rund um das Kerngeschäft mit Inkubatoren experimentell entgegentreten wollten, könnten langsam zu Ende zu gehen: Investitionen über Inkubatoren werden – anders als noch 2019 – im größeren Rahmen abgestoßen bzw. eingestellt. Die Inkubator-Beteiligungen wurden im Vergleich zum Vorjahr um 23 Beteiligungen (19%) reduziert. „Sofern sich die Inkubator-Investitionen nicht positiv entwickeln, werden sie konsequenter veräußert oder eingestellt,“ bestätigt der Hamburger EY-Parthenon-Partner Michael Rzesnitzek. Insbesondere Axel Springer und ProSiebenSat.1 haben ihre Inkubator-Beteiligungen in den letzten Monaten deutlich zurückgefahren.
Werden Medienhäuser zu Finanzinvestoren?
Venture-Capital Beteiligungen von Medienhäusern wachsen mit beachtlicher Geschwindigkeit positiv gegen den Trend (+24 %). Allein die Beteiligungsfonds von Axel Springer, Burda, ProSiebenSat.1, DuMont und Holtzbrinck haben ihre Portfolios um 17 Finanzinvestitionen (15 %) erweitert. Dabei geht es ihnen offensichtlich nicht um die Kontrolle der Geschäftsmodelle: Im überwiegenden Teil (79%) werden Minderheitsbeteiligungen eingegangen – zum Teil vermutlich mit späterer Veräußerungsabsicht.
Erfolgsfaktoren in der Corona-Krise
Die Corona-Krise hat die wichtige Rolle der Medien in Krisenzeiten erneut bestätigt. Sie hat aber auch das Mediennutzungsverhalten im Lockdown klar verändert und den Medien deutliche Rückgänge im Anzeigengeschäft beschert. Der zeitliche Druck, Unternehmen und Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln, ist in der Krise weiter gestiegen. Dabei müssen Medienhäuser die Balance zwischen der internen Transformation, dem externen Wachstum und der Eingliederung neuer Geschäftsmodelle austarieren. „Interne Hürden bei der Anpassung des Geschäftsmodells in der Krise können durch gezielte Zukäufe oder Neugründungen überwunden werden,“ betont Sebastian Priebe. Bei experimentelleren Investitionen allerdings, wie etwa Inkubatoren, führt die Corona-Krise dazu, dass das Verhältnis von Aufwand und Ertrag künftig häufiger hinterfragt und ggf. kurzfristig gehandelt werden sollte.
In der parallel veröffentlichten Publikation „Beyond COVID-19“ beschreibt die Strategieberatung die Wege aus der Krise: „COVID-19 wird die Investitionsstrategien von Unternehmen langfristig verändern, auch die Szenario-Planungen werden deutlich komplexer“ erläutert Andreas von Buchwaldt, Partner im Hamburger EY-Parthenon Büro. „Die Balance zwischen Effizienz und Resilienz muss neu durchdacht werden, wenn internationale Business-Systeme oder Lieferketten die Lehren aus der Krise ziehen“, verdeutlicht der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsspezialist.
EY-Parthenon baut Medienteam weiter aus
Die internationale Strategieberatung EY-Parthenon erstellt die Studie zu M&A- und Digitalisierungstrends in der deutschen Medienindustrie bereits seit fast einem Jahrzehnt. Die Medienteams in Hamburg, Düsseldorf und München haben ihre strategischen Kompetenzen erst kürzlich mit einem prominenten Neuzugang ausgebaut: Seit Anfang April verstärkt Marcus Dimpfel, Ex-Strategiechef der Mediengruppe RTL, das Beratungs-Team für Telekommunikations-, Medien- und Technologie-Kunden.

www.ey-parthenon.de

 

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