Die erste Veranstaltung der neuen Formatserie ProWein Business Talks Anfang Oktober war ein voller Erfolg. Über 220 interessierte Teilnehmer aus 25 Ländern verfolgten gespannt die Online-Diskussion zum neuesten ProWein Special Report „Digitalisation of the Wine Sector“, moderiert von Prof. Dr. Simone Loose von der Hochschule Geisenheim. Eine Aufzeichnung des ersten ProWein Business Talks ist online unter https://www.prowein.de/video_1 abrufbar.
Drei internationale Experten aus verschiedenen Bereichen der Weinbranche saßen auf dem digitalen Podium und diskutierten lebhaft, wie der Sektor von der Digitalisierung profitieren kann. Paul Mabray, ein visionärer Futurist der amerikanischen Weinbranche, teilte seine langjährige Erfahrung in der Umsetzung digitaler Strategien. Für ihn geht es bei der Digitalisierung nicht um einzelne Tools, sondern um eine grundlegende Veränderung der Unternehmenskultur: „Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen bereit sein, ständig Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen.“ Dabei betont er, dass die auf Risikominimierung ausgelegte Weinbranche die Fähigkeit zum Scheitern brauche, die die Digitalisierung erfordere. Daher strebe er in seinen Projekten regelmäßig erste Erfolge an, um die Motivation aufrechtzuerhalten. – „a little bit of sugar with the medicine“. In der Kommunikation sieht Mabray die Digitalisierung als Multiplikator: Unternehmen müssten ihr Alleinstellungsmerkmal klar herausarbeiten, bevor sie digitale Kanäle effektiv nutzen können. „It oftentimes starts with brand.“ Nur mit einer klaren Markenbotschaft könne das volle Potenzial der digitalen Kommunikation ausgeschöpft werden.
Daniel Freund, CEO von Weinkontor Freund, einem deutschen Weinimporteur und -distributeur, betonte die zentrale Rolle der Menschen bei der Digitalisierung. Für ihn sind die Motivation und Befähigung der Mitarbeiter sowie die enge Zusammenarbeit mit Zulieferern und Kunden entscheidend. „Der Dialog mit unseren Partnern geht jetzt weit über Produktverfügbarkeit hinaus – wir optimieren gemeinsam den digitalen Datenaustausch.“ So konnte Freund innovative Logistikdienstleistungen entwickeln und ein umfassendes Datenmodell für den Weinsektor etablieren.
António Graça, Leiter der Forschungsabteilung bei Sogrape in Portugal, beeindruckte die Zuschauer mit seinem fundierten Wissen und Optimismus. Er schilderte anschaulich, wie Sogrape durch ein Netzwerk von Wetterstationen und eine eigene IT-Infrastruktur den Pflanzenschutzmittelverbrauch reduzieren und gleichzeitig Kosten sparen sowie die Umwelt entlasten konnte. Graça betonte, dass digitaler und innovativer Mehrwert allen „Stakeholdern“ zugutekommen müsse – Kunden, Mitarbeitern, Eigentümern und der Gesellschaft. Graça unterstrich, dass Digitalisierung erfolgreich ist, wenn Menschen und Unternehmen bereit seien, sich kontinuierlich anzupassen und weiterzuentwickeln. Diese neue Denkweise habe sich auch auf die Qualifikation und Rekrutierung bei Sogrape ausgewirkt. Aus Sicht von Simone Loose müsse dies auch in die Ausbildung des Branchennachwuchses einfließen, wo Change Management zunehmend an Bedeutung gewinnen sollte.
In einer angeregten Diskussion über Künstliche Intelligenz (KI) für Weinempfehlungen stimmten die Experten überein, dass KI insbesondere im Online-Storytelling Potenzial hat. Bei individuellen Weinempfehlungen waren sie hingegen weniger optimistisch.
Zum Abschluss gab Graça einen positiven Ausblick: Er sehe großes Potenzial für die Zusammenarbeit des Weinsektors mit anderen Branchen, die dem Sektor wertvolle Impulse geben können. „Wir sind ein attraktiver Sektor für Experten, die mit uns Co-Creation und Co-Development betreiben und unser Produkt genießen möchten.“
ProWein Business Talk wird fortgeführt
Die ProWein Business Talks sind eine neue Reihe, mit der die führende Fachmesse für Weine und Spirituosen die internationale Branche in Zukunft mit aktuellen Informationen und Trends das ganze Jahr über versorgen will.
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