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Klare Positionen und Diskussionen auf dem 19. Deutschen Verpackungskongress

Rund 300 Führungskräfte und Verantwortliche aus der gesamten Wertschöpfungskette trafen sich am 14. März auf Einladung des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi) zum 19. Deutschen Verpackungskongress in Berlin. Hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft boten vor einer Rekordkulisse aktuellste Einblicke und Informationen aus erster Hand. Lebhafte Diskussionen mit klaren Aussagen und einem streitbaren aber konstruktiven Wechsel von Argumenten machten den „Netzwerkgipfel der Branche“ zu einem Kongress mit Workshop-Charakter rund um Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung.

Eröffnet wurde der Branchengipfel von der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Steffi Lemke und den Worten: „Es ist gut, dass Ihr Kongress gerade heute stattfindet - in einer entscheidenden Phase für die Branche, aber auch in einer entscheidenden Phase für Europa.“ Die Ministerin betonte am Vortag der finalen Einigung im Trilog-Verfahren zur neuen europäischen Verpackungsverordnung (PPWR), dass „die Verpackungsindustrie, das deutsche System, das hier in den letzten Jahren geschaffen wurde, mit sehr guten ökologischen Ansätzen, bei vielen Menschen in den Köpfen steckt, stellvertretend für Kreislaufwirtschaft. Deshalb ist es gut, wenn wir Ihre jahrzehntelange Erfahrung in die Kreislaufwirtschaftsstrategie wirklich intensiv mit einbinden.“ Mit Blick auf die PPWR schloss Lemke mit der Aussage, sie „baue darauf, dass wir für Ihre Branche genau diese PPWR jetzt durchsetzen können auf europäischer Ebene. Noch existierende Probleme in der nationalen Umsetzung diskutieren wir gerne weiter gemeinsam mit Ihnen, um immer, wo es möglich ist, angepasste Lösungen zu entwickeln.“
Kongressmoderatorin Claudia Fasse befragte die Teilnehmer nach der Keynote in einer Umfrage per Handzeichen, ob sie für oder gegen eine Verabschiedung der Packaging and Packaging Waste Regulation votieren würden, obwohl diese sicherlich nur einen „80- Prozent-Kompromiss“ darstelle. Eine überwältigende Mehrheit stimmte mit Blick auf Planungssicherheit und eine Harmonisierung des europäischen Flickenteppichs nationaler Regulierungen für die Einführung der PPWR.
Im Anschluss an die Bundesministerin informierte Judith Skudelny, Umwelt- und verbraucherschutzpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, die Teilnehmenden über die Position ihrer Partei. Skudelny betonte die Bedeutung der Verpackung im Hinblick auf den Produktschutz, da der überwältigende Anteil der Ressourcen im Produkt stecke. Ideen für Lösungen müssten aus der Wirtschaft kommen und nicht aus der Politik, die schlecht bewerten könne, wo eine Überverpackung anfange oder aufhöre.
Kreislaufwirtschaftsmodell für Deutschland
Heike Vesper, Vorständin Transformation Politik und Wirtschaft des WWF Deutschland, stellte im Anschluss die im vergangenen Jahr publizierte WWF-Studie „Modell Deutschland Circular Economy“ vor, die wissenschaftlich fundiert eine umfassende Circular Economy für Deutschland mit konkreten Maßnahmen für Politik und Wirtschaft skizziert und die Verpackung als eigenes Handlungsfeld definiert.
Frischfaser und smarte Kreisläufe
Christoph Zeiler, Senior Vice President Corporate Affairs der Metsä Group, sprach in seinem Vortrag über die Unterstützung der Kreislaufwirtschaft mit kreislauffähigen Lösungen. Dietmar Böhm, Vorstand von PreZero International, betonte, dass das Verpackungsthema extrem komplex sei und nicht vom Packmittelhersteller, dem Abfüller, dem Inverkehrbringer oder dem Recycler alleine gelöst werden könne. Zusammenarbeit sei unabdingbar.
Best Practice bei Marken und Handel
Dr. Christian Detrois, Packaging Lead Nestlé Zone Europe, informierte den Kongress über die Nachhaltigkeitsagenda seines Unternehmens und die Rolle des Rezyklateinsatzes. Lilith Lauk, Senior Packaging Engineer der Henkel AG & Co. KGaA, stellte die zahlreichen Aspekte dar, die für eine Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden müssen, und ging ausführlich auf das Thema Rezyklateinsatz ein. Michael Janzer, Bereichsleiter Qualität und Nachhaltigkeit, Lidl International, stellte die gemeinsam erarbeitete Plastikstrategie der Unternehmen der Schwarz Gruppe vor und zeigte anhand konkreter Beispiele, wie nachhaltige Verpackungslösungen ganzheitlich gedacht werden können. Kay Stoss, Managing Director von Mondi Bupak, legte den Fokus auf Lösungen aus „Hybrid- Papieren“ für den E-Commerce.
Holygrail 2.0 und Digitaler Produktpass
Gian De Belder, Technical Director R&D Packaging Sustainability von Procter & Gamble, gab einen spannenden und aktuellen Einblick in die “Digital Watermarks Initiative - Holygrail 2.0”. Zu den beteiligten Händlern gehören in Deutschland nach Angaben von De Belder beispielsweise ALDI und Netto. Dr. Benedikt Brenken, Director der R-Cycle- Initiative, stellte im Anschluss den Digitalen Produktpass als Enabler der Kreislaufwirtschaft vor. Der Pass stärke Vertrauen und Loyalität, weise Material- und Rezyklatquellen nach und reduziere Reportingaufwände.
Wie Veränderung entsteht
Wie nachhaltige Veränderungen durch die Zusammenarbeit von Start-ups und etablierten Industriepartnern vorangetrieben und Innovationen sowie transformative Prozesse etabliert, initiiert und umgesetzt werden können, zeigten Melissa Ott, Geschäftsführerin, und Annika Schoofs, Program Manager, von Futury unter Beteiligung von Robert Hughes, Co-Founder und CEO von SCALIZE, Tobias Kreuzer, Senior Manager Supply Chain, Quality Assurance und Sustainability von McDonalds sowie Nicole Scherrenbacher, Leitung Managementsysteme von HENGSTENBERG.
Vom digitalen Zwilling zum Gamechanger
Im Abschlussvortrag blickte der Kongress mit Kai Müller, Founder und CEO von Experience One, über die Grenzen der Verpackung hinaus. Nach Überzeugung von Müller gehöre KI ganz oben auf die Agenda deutscher Unternehmen, wenn sie eine Zukunft haben wollen. In seinem ebenso unterhaltsamen wie eindrücklichen Vortag schilderte Müller anhand seines eigenen digitalen Kai-Müller-Zwillings die Möglichkeiten, Grenzen, Herausforderungen und Schlüsselaspekte der Anwendung generativer KI.
Abendveranstaltung
Zum Abschluss des 19. Deutschen Verpackungskongresses lud das dvi die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit seinem Premium-Partner FACHPACK und seinen Partnern Mitsubishi Electric, Metsä Group, Mondi und Schwarz Gruppe in die Eventlocation der historischen Turbinenhalle im Heizkraftwerk Moabit. Dort wurden Gespräche und Diskussionen bei guter Bewirtung bis in die späte Nacht fortgeführt.
Fazit
Die zahlreichen, durchaus streitbaren aber immer konstruktiven Diskussionen auf dem Kongress drehten sich um die PPWR, die Lizenzentgelt-Modulierung nach ökologischen Kriterien, den Einwegkunststofffonds, die Vor- und Nachteile von Papier, Kunststoff und Glas, die Möglichkeiten und Grenzen von Unverpackt, Mehrweg und Einweg, die Einbeziehung der Konsumierenden und Möglichkeiten sowie Herausforderungen bei der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette. Die intensive Beteiligung des Auditoriums gab dem Kongress einen Workshop-Charakter und zeigte einmal mehr, wie vital und zielführend der Dialog über Materialgrenzen hinweg sein kann.
www.verpackung.org

 

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